Sternstunde im Gemeindehaus zum Thema Hospiz

Umgangssprachlich wird das Wort Sternstunde verwendet, um auszudrücken, das man etwas außergewöhnliches erlebt hat, zum Beispiel ein glanzvolles Ereignis. Von Stefan Zweig (Buch „Sternstunden der Menschheit“) wissen wir, dass er Sternstunden deshalb so genannt hat, "weil sie leuchtend und unwandelbar wie Sterne die Nacht der Vergänglichkeit überglänzen (vgl. Vorwort). Am 3. November 2016 passierte etwas im Gemeindehaus, was man durchaus auch als Sternstunde bezeichnen kann: Es stand das Thema „Hospiz" an, eigentlich ein gewöhnlicher Programmpunkt, wie immer halt, ‚nur’ eine Informaitonsveranstaltung im Rahmen des Seniorenkreises!?
Was dann passierte, berührte die Anwenden zutiefst. Die Ausführungen der haut- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen, Frau Manuela Brandt-Durchlach und Frau Elke Link, räumten nicht nur mit vielen Vorurteilen auf, als sie das Hospiz-Konzept erläuterten und in den Mittelpunkt stellten, dass bei allen pflegerischen und medizinischen Maßnahmen der Wille des Patienten an erster Stelle steht. Im Hospiz leben! Und Leben heißt, dass Patienten auch noch einmal ganz außergewöhnliche Wünsche äußern können, die man ihnen erfüllt. Das interdisziplinäres Team, dass übrigens erstaunlich viele freiwillige Begleitpersonen einbezieht, kümmert sich neben der Schmerzfreiheit also vor allem liebevoll um Lebensqualität. Das stationäre Hospiz will Menschen, die nicht in ihre häusliche Umgebung zurückkehren können, einen Ort der Selbstbestimmung und Geborgenheit geben. Nach palliativen Gesichtspunkten werden Betroffene ambulant, teilstationär und stationär gepflegt, betreut und medizinisch versorgt. Als deutlich wurde, dass Partner, Familienmitglieder und Freunde in dem Konzept als „Zugehörige" verstanden werden und ganz selbstverständlich jederzeit - also rund um die Uhr! - kommen können, um sich Zeit für die Gespräche mit den Patienten zu nehmen, da drehte sich die Atmosphäre. Es entstand eine zutiefst menschenliche Situation, waren doch nicht nur Interessierte („Hospiz? Das kommt später!") und Fachleute („Hospiz? Das ist unsere Berufung!) im Raum, sondern es kamen auch mehrere betroffene Angehörige zu Wort, aber auch Hospiz-erfahrene Besucher des Besuchsdienstkreises. Schließlich berichtete eine Tochter eines jüngst im Hospiz verstorbenen Seniorenkreismitglieds - ihre Mutter gehörte lange diesem Kreis an. Diese Schilderungen machten den Nachmittag zu einer einmaligen Erfahrung, trugen doch mehrere "Zuhehörigen“ ihre eigenen authentischen Erlebnisse vor und ergänzten den Informationsteil mit dem Bericht wertvoller Erfahrungen. Es war in diesem ansonsten recht lebhaften Kreis sehr lange mucksmäuschenstill still, die Ausführungen wurden in respektvoller Atmosphäre vorgetragen. Hängen blieb, das ist eine segensreiche Arbeit im Hospiz! Diese Arbeit zu kennen, anzuerkennen und wertzuschätzen, das war wichtig. Und so konnte man in den anschließenden Gesprächen immer wieder hören… in einem Hosipz, da geht es um "Lebensqualität statt Lebensquantität“.
 
(Text: H. Asselmeyer)

Zurück